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Großstadt Nachts

Werke von Michael Maierhof, Burkhard Friedrich, Michael Beil,
Barbara Lüneburg und Felix Kubin

7 MusikerInnen: Violine/Viola, Saxofon, Schlagzeug, Klavier, Live-Elektronik (2), Video

ensemble Intégrales beauftragte Komponisten, Video- und Licht-künstler mit Musik, Video und Licht ihre Assoziationen zu Grossstadt nachts einzufangen. 5x10 Minuten after midnight.
Michael Maierhofs Gravitation 2 arbeitet mit der Schwerkraft von Glaskugeln in Flügel und Schlagzeug. Auf den Saiten platzierte Glaskugeln werden in Schwingung versetzt und fangen an, die Klänge der schwingen-den Saiten mehrfach aufzuspalten. - Wenn es dunkel wird, gehen in der Großstadt die Fernseher an. Das im Video verwendete Bildmaterial stammt aus Talkshows. Halbportraits, gut ausgeleuchtet mit neutralem Hintergrund, immer als eye-catcher inszeniert, so liest das Auge das Bild blitzschnell und ordnet es ein. Es übernimmt dabei die Funktion eines Schlages, wird quasi als Bild-Perkussion visueller Teil der Musik. www.stock11.de
Burkhard Friedrichs CH3–P–O–CH(CH3)2/station kreist um den Ort, an dem die Nervenstränge einer Stadt zusammenlaufen: den Bahnhof. Neben Reisenden zieht dieser Ort auch Entwurzelte an: Rumtreiber, Drogenabhängige, Obdachlose. Um sie zu vertreiben, das Bild zu ‘säubern’ und einem offenbar latenten Gefühl der Bedrohung entgegenzuwirken, wird am Hamburger Hauptbahnhof ein besonderes Mittel gewählt: Bahnhofs-vorplatz und die Gänge des U-Bahnsystems werden mit klassischer Musik beschallt, was den Drogenabhängigen das Verweilen unerträglich machen soll: Klassik als sozialhygienische Waffe. Im musikalischen Zentrum steht die E-Gitarre, die motivisch einen direkten Bezug zum Gerfühl der Bederohung schafft. Das musikalische Live-Geschehen wird mittels Samples zur klassischen Musik aus dem Tunnelsystem des Hamburger Hauptbahnhofes in Bezug gesetzt. www.burkhard-friedrich.com

Michael Beil verbindet das Phänomen ‘Karaoke’ mit Großstadt nachts, mit Musik und mit der Verwandlung von Personen oder Situationen. Die Arie der Königin der Nacht aus Mozarts Zauberflöte, ein Text von Celine aus Rigodon und natürlich Karaoke spielen in Karaoke Rebranng! eine gewisse Rolle. Im Laufe von zehn sich wiederholenden Minuten komponiert sich ein einminütiges Stück allmählich von selbst: Bei jeder Wiederholung kommt etwas dazu und bleibt als Playback für die nächste Karaoke-Minute erhalten. Die Musiker singen allerdings nicht mit dem Playback eines bewunderten Sängers, sondern spielen einzig mit sich selbst. www.michaelbeil.de
Barbara Lüneburg fasziniert das Phänomen Traum und Schlaf:
In R.E.M-Cycle beschriebt sie verschiedene Phasen des Schlafes: der traumlose Schlaf (Non-REM) mit seinen verlangsamten ruhigen Atemzügen gleitet hinüber in die Traumphase mit heftigeren oder versonnenen Träumen (Rapid eye movement –REM Phase) und wieder zurück. In der dazugehörigen Lichtkomposition von Marko Ciciliani (www.ciciliani.com) wird die Idee des Atems in periodischen Farbwechseln aufgegriffen, die über drei Schirme wandern. Über hinzutretende periodische und aperiodische Blitzebenen entwickelt sich ein rhythmischer Kontext, der auf visueller Ebene die Musik kontrapunktiert. www.barbara-lueneburg.comPop, Lärm, zeitgenössische Musik, Film und Hörspiel sind für Felix Kubin gleichwertige Experimentierfelder im Kampf gegen die Erdanziehungskraft: "Ich ziehe die schwarze Nacht aus meinem Kopf geht von einer frei improvisierten Sprachaufnahme aus, die neben vielen anderen Traumaufzeichnungen auf einem Diktaphonband versteckt war. In einer fiebrigen Suchbewegung habe ich mich mit Schlaflosigkeit, der Auflösung von Umrissen und mikroskopischem Hören auseinandergesetzt.
Im Vordergrund steht eine Kombination aus Hörkino und den langsam anschwellenden Geräuschen einer Zimmerumgebung, die sich in der gegenseitigen Rückkopplung zur Präsenz eines hyperrealen Raums verbinden.” www.felixkubin.com
Timo Schierhorn (*1979)- Video- studiert seit 2002 Visuelle Kommunikation und Freie Kunst an der HDK Hamburg. Mit ensemble Intégrales arbeitete er das erste Mal bei dem Musiktheater "Imitation of Life" von Felix Kubin und Burkhard Friedrich zusammen.

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Traces of Asia

Werke von Alireza Mashayeki, Jamilia Jazylbekova, Leilei Tian, Suren Soronzonbold, Misato Mochizuki, Kee Yong Chong

7 MusikerInnen: Violine/Viola, Flöte, Saxophon, Klavier, Schlagzeug, Kontrabass, Elektronik
ensemble Intégrales spielt Musik aus Mittelasien und Fernost von Komponisten, die sie zum Teil auf ihren Konzertreisen kennengelernt und die für sie neue Kompositionen geschrieben haben. Unterschiedliche kompositorische Konzepte spiegeln in ihrer hohen Individualisierung das Spannungsfeld der jeweiligen Kulturen, in denen sich die Komponisten durch Studium und Leben befinden, spezifisch wider.

Eigentümlich zwischen Orient und Okzident schwebt die Komposition “Meta X, Nr.3” des Iraners Alireza Mashayekhi, der seit seinen Studien in Europa die Idee eines “multikulturellen Komponierens” verfolgt. Dies schlägt sich auch im Klangbild des 2003 entstandenen Werkes nieder: Im harschen Aufeinandertreffen von improvisierten Abschnitten, orientalisch gefärbter Melodik und satztechnisch streng grundiertem Ausdruck betont Mashayeki den Zwiespalt zwischen den Kulturen, wobei sich Gegensätze zu hoch potenzierter Binnenspannung verdichten.

Suren Soronzonbold arbeitete unter anderem als Schweisser, Kranführer, Monteur und Musiker im mongolischen Staatszirkus. 1985-1992 studierte er Chorleitung und Komposition in Swerdlowsk (UdSSR). Er promovierte nicht nur über Musik im Schamanismus, er begreift sich auch selbst als Schamane. In der Mongolei ist er Lehrer und Fürsprecher der dortigen jungen Komponistengeneration. Sein Werk lässt Erinnerungen aufklingen an den kraftvollen, mongolischen Frauengesang aus der Folkloremusik, der weit über die Ebenen der Mongolei hinwegträgt, sowie an die Bläserensembles buddhistischer Klöster, bei der jede Einzelstimme doch in ein übergeordnetes Beziehungsnetz eingebunden ist.

Der japanischen Komponistin Misato Mochizuki stand für ihre “Intermezzi” die Vorstellung Pate, “sich auf engem Raum zu drehen”. Sieben fragmentarische musikalische Ideen werden in einem imaginären Kreis eingefügt. “Ich wollte sehen, wie eine Emotion aus einem solchen Patchwork überspringen würde. Meine Musik bekommt allein durch den Moment, in dem sich die Ereignisse entfalten, ihre Bedeutung”. Als würde sich die Körperlichkeit des Klanges gleichsam verflüssigen, entführt das Stück in Sphären extremer Klangfarbigkeit und fremdartiger Geräusche.

Der malayische Komponisten Kee-Yong Chong begreift das Phänomen der Metarmorphose nicht nur als Metapher für dieAnwandlung kultureller Einflüsse, er verbindet mit ihr auch spirituelle Dimensionen. In “Metarmorphosis IV” (einer Umgestaltung seines Flötensolos “Si”) übertrug Chong ein fragmentarisches Poem des chinesischen Dichters Shang-Yin Li (Tang Dynastie) sowie einen elegischen Text seines Freundes Woon-Hong Wong in gleichermassen geheimnisvolle und introvertierte Klänge. Wobei die klingende Beziehung zwischen den beiden Instrumenten, von Zuspielungen auratisch umhüllt, auch (imaginäre) zwischenmenschliche Verbindungslinien symbolisieren – zu den Lebenden ebenso wie zu den Verstorbenen.

“Im Vorbeigehen zufällig berühren, wie der Wind die Gräser streift”, so sollen die Instrumente in “Sfiorarsi” von Jamilia Jazylbekova angeschlagen, angehaucht uns angezupft werden. Inspiriert von der Natur ihrer Heimat– wie z.B. Strauchbällen, die der Wind über die Steppe fegt- und den Musizierformen und Zupfinstrumenten kasachischer Hirtenvölker, transformiert sie konkrete Höreindrücke in einen abstrakten Klangkosmos.

Leilei Tian (ausgezeichnet mit internationalen Kompositionspreisen in Amsterdam, Barçelona, Udine und Lyon) rührt in “ensemble Intégrales” andie Grenzen des Möglichen. Darin rührt auch der tiefere Grund in der Benennung des Stückes nach dem Ensemble selbst – vertraut Tian doch darauf, dass es den streng kontrollierten, gleichsam ritualisierten Prozess der Entfesselung (be)drängender Energie virtuos zur Geltung bringt.

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"...wie die Zeit vergeht..."

Werke von Giacinto Scelsi, Karlheinz Stockhausen, Ricardo Garreton und Matthew Burtner

7 MusikerInnen: Sopran, Violine/Viola, Klavier, Altsaxophon, 2 Schlagzeuge, Elektronik

Ein Konzert über Spiritualität: Der Komponist als Medium und Schamane, Überbringer von Botschaften und Schaffer von Riten. Auf die Frage, ob alles Musik ist, zitiert der amerikanische Komponist Morton Feldman das folgende Zen Rätsel: ‚Hat ein Hund Buddha-Natur? – Antworte mit Ja oder nein, und Du wirst Deine eigene Buddha-Natur verlieren.“Karlheinz Stockhausens “Klavierstück IX” vermittelt musikalische Zeit. Starre, "monotone" Ereignisse verwandeln sich in flexible, „polytone“; sie stehen unvermittelt schroff nebeneinander oder mischen sich in stets neuen Verbindungen
1986 schrieb Stockhausen über die perfekte Art, sich seinen Klavierstücken zu nähern: „Klaviermusik betrifft jeden Musikliebhaber in stärkerem Maße als andere Musik, weil man begreifen kann, was mit 2 Händen und 10 Fingern möglich ist. Wer vom Hören meiner Klavierstücke am meisten profitieren möchte, sollte sie auf Kassette überspielen, Kopfhörer anziehen, die Augen schliessen, sich vorstellen, vor einem Flügel zu sitzen und Hände und Finger zu bewegen- noch besser es tatsächlich physisch tun....Dabei wird man sich bewusst, dass diese Musik eine neue Art Mensch zu sein trainiert.... In dieser Musik besteigt man quasi ein spirituelles Gefährt, und man muss von dem Moment an extrem konzentriert aufpassen, um wirklich alles zu verstehen, falls das überhaupt möglich ist, und nicht aus dem Gefährt wieder herauszufallen.“Bei “Chopped Dialogue 3” von Roberto Garreton (Chile, 1973) handelt es sich um eine Interaktion zwischen zwei Aufführenden und einem Computer System.
Das Stück bildet eine Analogie ab zu der Interaktion zwischen dem Menschen und seiner natürlichen Umgebung: der Dialog von Mensch zu Mensch und zwischen Mensch und dem, was ihn umgibt. Dieser Dialog ist nicht immer fliessend, daher “chopped” (zerhackt).
Der Computer kreiert eine Klangumgebung, die unabhängig von den Aufführenden sich selbst generiert und verändert. Die Umgebung wird durch den Einfluss der Performer verändert, deren Klänge wiederum Teil der Umgebung werden, gleichzeitig das System beeinflussen, so zum Subelement werden, als neues Element in das Gesamtgebilde einfliessen und damit den Kreislauf (unentrinnbar) schliessen. Karlheinz Stockhausen – “Nasenflügeltanz” entstammt der Oper “Samstag” (1981 – 1983), der zweiten Oper aus dem Lichtzyklus.
Samstag ist Luzifers Tag, der Tag des Todes, die Nacht in ihrem Übergang zum Licht; der Nasenflügeltanz ist einer der 10 Tänze Luzifers: Tanz der linken Augenbraue, Tanz der rechten Augenbraue, Tanz des linken Auges, Tanz des rechten Auges, Tanz der Oberlippe, des Kinns…
Luzifer sagt:
“Falls Du, Mensch, nie von LUCIFER gelernt hast
Wie der Geist des Widerspruchs und der Unabhängigkeit
Den Ausdruck eines Gesichtes verzerren kann,
wie Braue gegen Braue tanzen kann,
Auge gegen Auge,
Wange gegen Wange,
Nase gegen Wange,
Lippe gegen Nase,
Zunge gegen Lippe und Kinn gegen Zunge,
Dann wirst Du Dein Antlitz nicht in Harmonie
Dem LICHT entgegenwenden können.
Wenn Du Dein zehnfaches Gesicht ausprobiert hast
In all seinen Dissonanzen und Rhythmen der Grimassen,
Wird es auseinanderfallen, leer, hohl,
Bevor es wieder erstehen kann, unsichtbar dem menschlichen Auge,
Am Samstag”
Er sei kein Komponist im Sinne des lateinischen ‚componere’, des Zusammensetzens also, hat Giacinto Scelsi mehrfach geäußert, vielmehr empfinde er sich als Mittler einer Botschaft. Erst ab etwa 1950 fand Scelsi zu einer Musik, die gleichsam vor das traditionelle abendländische Komponieren zurückging. Der Ton wurde bei ihm nicht zum Baustein, mit dem Struktur und Formgebilde entstanden, sondern er öffnet eine innere Klangwelt, deren Resonanzen er sich überlässt.
Die Canti del Capricorno sind für die Vokalsolistin Michiko Hirayama entstanden, deren Kenntnisse der japanischen Kunstmusik und spezifische expressive Artikulationsformen in diese Stücke eingeflossen sind. Da gibt es lang ausgehaltene Töne mit geringfügigen, mikrotonalen Schwankungen, genau auskomponierte, glissandierende Schreie, Stimmlaute, die an prähistorische Beschwörungsriten erinnern.
Die Arbeit des aus Alaska stammenden Komponisten und Klangkünstlers Matthew Burtner (www.burtner.net) erforscht Ökoakustik, instrumentale Entkörperung, und erweiterte polyryhthmische und geräuschbasierte musikalische Systeme.
In seinem Werk (dis)Sensus steht das lateinische Wort Sensus
(Sinn, Fühlen) zentral. Als Eingangssatz für sein Stück lässt er den Schlagzeuger den Satz des französischen Politikphilosophen Jacques Ranciere schreiben: “Dissensus ist eine Modifikation der Koordinaten dessen was vernünftig ist, eine Tonalitätsspektakel wird durch ein anderes ersetzt.” Konsens ist, so wie Burtner es versteht, das gemeinsame Fühlen und Wahrnehmen innerhalb einer Gruppe, während Dissens eine Abweichung vom gemeinsam Erfühlten bedeuten würde. Hierdurch wird für ihn Dissens gleichzeitig zur politischen wie zur ästhetischen Frage, erschafft politischer Dissens automatisch auch immer eine neue Ästhetik.
(dis)Sensus ist ein abstraktes Drama über Dissens und Sabotage, das neue Modalitäten der erspürten Wahrnehmung erschliesst. (dis)Sensus kreiert Form aus Dialektik und Opposition heraus, jeder Satz repräsentiert eine neue Ästhetik, auf eine formale Einheit wird verzichtet.
In jedem der längeren Sätze – SXApe, (vio)Lens, und ianopianop – wird entweder das Saxophon, die Violine oder das Piano herausgestellt, während der Schlagzeuger, unterbricht, stört, imitiert und sich letzten Endes im Dissens befindet. Er verweigert sich der Konformität einer geteilten Ästhetik und schafft sich im Dissens seine eigene Ästhetik.
Die zwei graphisch notierten Zwischensets Modifications stellen die Snaredrum in das Zentrum des Interaktionsystems. In diesen kurzen Stücken spielt das Ensemble in enger Abhängigkeit voneinander.
Der letzte Satz, Sensus, behandelt das Ensemble ebenfalls als Einheit, wobei er zwischen detailliert ausgeschriebener Partitur und einer Serie von frei gewählten „Tonalitäten“ oszilliert. Die Tonalitäten sind sonst nirgends in der Partitur zu finden, werden von den Spielern je nach Persönlichkeit frei gewählt und spiegeln auch hier noch einmal das Grundthema Konsens-Dissens, diesmal zwischen Komponist und Interpret.
(dis)Sensus wurde von ensemble Intégrales in Auftrag gegeben, dem es auch gewidmet ist. Die Komposition ist Teil einer Serie von Werken, über Verköperlichung von Politik.

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Porträtkonzert Alfred Schnittke

»Polystilistik ist für mich eine bewusste Ausspielung der Stilunterschiede, wodurch ein neuer musikalischer Raum entsteht und eine dynamische Formgestaltung wiederermöglicht wird«, sagte Alfred Schnittke, dessen musikalische Entwicklung nach eigener Aussage »über Klavierkonzertromantik, neoklassizistische Schulweisheiten, eklektische Syntheseversuche« und »serielle Selbstverleugnung« verlief. Mitte der 1970er Jahre fand der deutsch-russische Komponist, u.a. indem er das musikgeschichtlich zur Verfügung Stehende neu zusammensetzte, zu einem eigenständigen Klangidiom, das er selbst als »polystilistisch« bezeichnete. Wie sehr er nach Werken wie »Serenade« für Violine, Klarinette, Kontrabass, Klavier und Schlagzeug und »Hymnus I« für Violoncello, Harfe und Pauken den Weg einer Verinnerlichung seiner Schreibweise insbesondere für kleine Kammerbesetzungen weiterverfolgt hat, belegt eindrücklich sein Klaviertrio aus dem Jahr 1992 – eine Umarbeitung des Streichtrios von 1985, das seinerzeit zum 100. Geburtstag von Alban Berg entstand. »Polystilistische Elemente«, so Schnittke, »gab es schon immer als Keime in jeder Musik; bewusste Polystilistik wurde von Mahler, Ives, Berg, Strawinsky und Schostakowitsch angewandt.« Vor diesem Hintergrund verwundert es nicht, dass Schnittke Mahlers unvollendetes Klavierquartett aufgegriffen hat, um es aus der Rückschau des 20. Jahrhunderts zu vervollständigen – ein Frühwerk Mahlers, in dem man bereits den Komponisten »der 10. Sinfonie durchscheinen« sieht, so Schnittke.
 
© Schleswig Holstein Musikfestival

Konzert am 7.8.08

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at the edge

Werke von James Dillon, Richard Ayres, Leopold Hurt, Christopher Fox, Donnacha Dennehy

Christopher Fox’ neue Komposition für ensemble Intégrales hat diesem Konzert seinen Namen gegeben: der heutige Abend bietet eine Entdeckungsreise am Rande von Zeit und Spielbarkeit, von bayrischer Volksmusik, Klassik und Pop in faszinierende Grenzwelten.Der Schotte James Dillon (GB) wird oft zur Schule der neuen Komplexität gezählt. Er studierte Kunst, Design, Linguistik, Klavier, Akustik, indische Rhythmik, Mathematik und Computermusik ist aber Autodidakt, was die Komposition anbelangt. Für seine Musik bekam er zahlreiche Auszeichnungen und wird als einer der führenden britischen Komponisten angesehen. Redemption (1995/96) ursprünglich als Teil eines längeren Werkes um die Idee von “Vanitas” herum geplant, woher auch der Titel noch rührt, führt in seiner komplexen Rhythmik und Dichte gepaart mit immens hohen virtuosen Anforderungen an den Rand der Möglichkeiten. Doch genau darin liegt auch die Faszination, denn es erschliesst sich eine eigene dichte Klangwelt: Dillon fügt eklektizistisch verschiedene Musikstile zusammen, verwebt drei Instrumente in nur scheinbarer Unabhängigkeit voneinander und verführt durch musikalische Finess und Vielschichtigkeit.
Richard Ayres (GB) “No.8” (1990)
Eine der ruhigsten Kompositionen Ayres’ ist No.8 für Piano solo, das er für den indonesischen Pianisten Ananda Sukarlan schrieb. Man könnte das Stück als eine Reflektion javanischer Gamelanmusik ansehen, die von weit entfernt erklingt. Um diesen Effekt zu erreichen, wird der Deckel des Klavieres geschlossen und das Sordino- Pedal zur Dämpfung beinahe die ganze Zeit gedrückt gehalten wird.
Eine weitere Inspriationsquelle ist ein Bilderquartett des Amerikaners Mark Tobey, das verschiedene Weißschattierungen einfängt. Diese Bilder wurden übersetzt in eine Musik, die statische Kräfte gegen dynamische ausspielt. www.richardayres.com

Leopold Hurt (D) „Erratischer Block“ (2006)*:
„Meine Komposition ‚Erratischer Block’ ist das Ergebnis einer mehrjährigen Auseinandersetzung mit lokalen Spuren und regionalen Wurzeln alpenländischer Volksmusik. Speziell in diesem Stück spielen Schellackaufnahmen, die Anfang des 20.Jahrhunderts in Bayern und Niederösterreich entstanden sind, eine dominierende Rolle. Die Annäherung an diese eigentümlichen Tondokumente erfolgt quasi archäologisch, wobei mit elektronischem Werkzeug Schicht für Schicht freigelegt wird. Dieses sezierte und von Findlingen durchsetzte Material formiert sich in den neuangelegten Klangbändern zu einer imaginären Topographie vergangener Zeiten. Als Treibgut dieser lokal gefärbten Klangwelt führt eine mikrotonal gestimmte Zither den Dialog von Ensemble und Elektronischer Zuspielung an, um den musikalischen Raum wiederum in verschiedenste Richtungen hin zu öffnen. www.leopoldhurt.de
Über “At the edge of time” (2006/7)* schreibt Christopher Fox (GB): Musik ist vor allem Kunst in Zeit, und Zeit ist zweierlei: etwas, was wir anhand eines Pulses messen können –dem einer Uhr, eines Herzschlages, eines Schlagzeugschlägel der das Fell der Trommel streift– oder auch ein Raum, innerhalb dessen Dinge passieren können. “At the edge of time” ist Musik, in der eine Gruppe von Musikern und die von ihnen produzierten Klänge einen Raum in der Zeit besetzen, ihn markieren und uns dabei ein Gefühl dafür geben, wie Zeit vergeht Die Musiker befinden sich nah bei uns, jedoch scheinen ihre Klänge von weither zu kommen, falls nicht vom Rande der Zeit, so doch zumindest vom Rande dieser Musik”
www.foxedition.co.uk
Die Voralberger Nachrichten schrieben anlässlich des Konzertes von ensemble Intégrales bei den diesjährigen Bregenzer Festspielen zu Donnacha Dennehy: „Pop und Avantgarde. Ganz direkt kommt Donnacha Dennehy mit "Glamour Sleeper II" (2003)* zur Sache. Die allesamt verstärkt gespielten Instrumente breiten einen kraftvollen Soundteppich aus, der abschnittweise mit elektronischen Mitteln überlagert wird. Es entwickelt sich ein motorischer Drive, der unterschiedliche klangliche Schwebezustände erzeugt. Besonders mitreißend: die auskomponierten Ausschwingungs-vorgänge, die wie skurrile Vergrößerungen akustisch-physikalischer Vorgänge bei der Tonentstehung wirken.“ www.donnachadennehy.com
www.ensemble-Integrales.com - the link to today’s music

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Alpenglühen

Werke von Bernhard Gander , Wolfgang Suppan, Wolfram Schurig, Christoph Dienz, Karlheinz Essl

7 MusikerInnen: Tenor, Violine, Saxofon, Schlagzeug, Kontrabass, Klavier, Elektronik

Pressetext wird in Kürze hier erscheinen